Donnerstag, 17. März 2016

Die Ringparabel - alles mal wieder nur abgeschrieben?


Hat Lessing Giovanni Boccaccios Moralappell in DECAMERONE nur kopiert oder gibt es auch Unterschiede? Das wollen wir herausfinden

 In DECAMERONE (1470) wird der Jude ebenfalls freundlich von Saladin empfangen und es wird ihm die Frage nach der wahren Religion unter der Christlichen, Jüdischen und Islamischen gestellt. Auch Nathan bekommt diese Frage gestellt.
Der Jude war weise, zurückhaltend, höflich und konnte sich mit Scharfsinn rühmen. Er hatte die Falle in der Frage Saladins erkannt, in die er, egal welches Urteil er gefällt hätte, getappt wäre. Der Jude besitzt genug Verstand, um einen Ausweg aus der Situation zu finden ohne ein bestimmtes Urteil zu fällen oder sich Saladins Zorn zuzuziehen. Ebenso war Nathan klug genug um nicht in die Falle zu tappen. Er geht dabei bedächtig und höflich vor.
Der Ring in DECAMERONE wird als sehr schön und kostbar beschrieben. Er wird einem der Söhne übergeben, der dadurch als Erbe gilt, es wird allerdings nicht betont welcher Sohn. Das ist ein weiterer Unterschied zu dem Buch von Lessing, in dem der Ring die Kraft hat, vor den Menschen angenehm zu machen und er dem Sohn übergeben wird, den der Vater am meisten liebt und dessen Verhalten untadelhaft war.
Die zwei Kopien des Ringes wurden auf Wunsch des Vaters angefertigt, da er alle seine Söhne liebte und keinen enttäuschen wollte, da er jedem von ihnen den Ring versprochen hatte. Die Ringe ähneln sich so sehr, dass sie von niemandem unterschieden werden können. Das ist ebenfalls in ´Nathan der Weise´ der Fall.
Da die Ringe durch ihre Ähnlichkeit nicht zu unterscheiden waren, konnte der wahre Ring nicht festgestellt werden und die Frage blieb unbeantwortet. Das Urteil wird nicht noch um 1000 Jahre verschoben, wie in ´Nathan der Weise´, sondern wird als unlöslich erklärt.
Saladin ist beeindruckt vom Scharfsinn des Juden, der seine Falle geschickt umgangen hat, und bietet ihm seine Freundschaft an, obwohl er ihn am Anfang als minderwertig bzw. unter seiner Würde gehalten hat.


Es gibt also nur sehr wenig Unterschiede zwischen den beiden Texten. Allerdings scheint es, als würde Boccaccio der Religion weniger Bedeutung zumessen und er lässt die Antwort auf die Frage, welche die wahre Religion ist, im Raum stehen. Anders als Lessing. Er rückt vor allem den großen Wert der Religion in den Vordergrund.

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